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Eine Geschichte – Viele Blogger

by Lisa

Hallo meine Lieben,

vor ca. 2 Jahren hatte ich ein Projekt ins Leben gerufen: Eine Geschichte – viele Blogger. Vielleicht erinnert sich die ein oder andere sogar noch daran und war ebenfalls Teil dieses Projektes. In diesem Projekt ging es darum, dass viele Blogger zusammen eine Geschichte schreiben. Jeder Blogger schrieb jeweils ein Abschnitt. Das war eine Herausforderung, den am Schluss sollte es eine einheitliche Geschichte ergeben. Für die Geschichte wurde nach einer Umfrage meiner Leser ein Hauptthema gewählt. Es sollte um Perfektionismus handeln. Vom Start bis zur Fertigstellung dauerte es ganze 3 Monate, umso mehr freuten wir uns auf das Ergebnis! Und hier ist es: Unsere Geschichte. In den letzten Jahren ist sie leider sehr auf meinem Blog untergegangen, was ich sehr schade finde und weshalb ich sie heute nochmal mit euch teile. Vielleicht habt ihr ja Lust und Zeit es euch durchzulesen, auch wenn es etwas länger ist. :) Ich wünsche euch viel Spaß beim durchlesen und lasst mir gerne euer Feedback hier! 

„Endlich Freitag, endlich Wochenende!“ ruft Marie als sie die Wohnung betritt. Marie lebt gemeinsam mit ihrem Freund Torben in einer 2 Zimmer Wohnung in Hamburg. Beide sind 24 und bereits seit 3 Jahren glücklich verliebt. Marie freut sich schon den ganzen Tag darauf endlich mal wieder in die Badewanne zu gehen und das Wochenende ganz entspannt einzuläuten. Sie liebt es in der Badewanne zu sitzen, ein Hörbuch zu hören und zu entspannen. Das Wasser läuft schon in die Wanne, sie gibt noch etwas Schaumbad dazu, zieht sich aus und möchte gerade in die Wanne steigen. In dem Moment kommt Torben ins Bad, gibt ihr einen Kuss und flüstert ihr ins Ohr, wie sexy und perfekt er sie findet. Obwohl sie bereits so lange zusammen sind, fühlt sie sich in solchen Situationen sehr unwohl. Sie schielt verstohlen auf den Boden und fängt an über sich und ihren Körper nachzudenken: „Ich bin doch nicht sexy. Wieso sagt er denn sowas? Mein Bauch ist total fett, ich hab glatte Haare in diesem doofen straßenköterblond und Sommersprossen hab ich auch noch. Was soll daran denn sexy sein? Linda ist sexy, die hat einen perfekten Körper, und Sarah auch, die hat so schöne lange und lockige Haare. Ich bin alles andere als sexy und perfekt…

 
Das habe ich damals sehr oft gemerkt bekommen. Jeden Tag ging es früher in der Schule von vorne los, das ich wegen meines Aussehens dumme Kommentare und Blicke zu geworfen bekommen habe, die mich aufgefressen haben. Das mich Torben so nimmt wie ich bin ist wirklich eine Sensation. Er ist perfekt in meinen Augen, aber ich? Nein, ich ganz sicherlich nicht. „Was ist los Marie?“ fragte Torben. „Du weißt was ist, du weißt genau dass ich nicht sexy bin.“ sagte sie zu ihm mit einer leisen Stimme. Torben schaute Marie an und verließ das Badezimmer. Marie stellte sich vor den Spiegel und fing an sich anzuschauen, sich im Gesicht anzufassen. Sie stellte sich vor was sie alles an ihrem Gesicht verändern würde, wenn sie das Geld für eine Schönheits-OP hätte.
 
Wie oft hörte man, dass man sich selber annehmen solle und dass man lernen müsse zufrieden mit sich selbst zu sein. Nur war das leider nicht immer ganz einfach. Natürlich fällt es einem leicht mit seinem Aussehen zufrieden zu sein, wenn man mit einer Wespentaille, wie die von Cara Delevigne, oder mit dem langen blonden Haaren einer Blake Lively gesegnet wurde. Je mehr Marie sich mit diesem Gedanken beschäftigte, desto wütender wurde sie. Auf ihrem Nachtkästchen stapelten sich bereits Instyle, Cosmopolitain und Shape. Wenn sie Abends erschöpft aus der Arbeit heimkam, strahlten sie die makellosen Covergirls an, als wollten sie ihr ein schlechtes Gewissen machen, dass sie heute zu Mittag schon wieder einen Burger verdrückt hatte, als wollten sie es ihr unter die Nase reiben, dass sie keine Bikinifigur hatte, ihr Teint nicht makellos erschien, dass sie nicht perfekt war. Bei dem Anblick des Zeitschriftenstapels kochte eine unglaubliche Wut in ihr hoch, auf all die Menschen, die ihr immer wieder verdeutlichten, was für ein hässliches Entlein sie doch war. Mit einer kräftigen Handbewegung schlug sie die gesamten Klatschmagazine von dem billigen Ikea-Nachtkästchen. Zerstreut und zerfleddert lagen sie jetzt alle auf dem Boden mit den immer noch strahlenden Schönheiten auf den Titelseiten, inmitten von ihnen steht Marie. Sie spürte wie ihr die Tränen in die Augen schossen, sie konnte sie nicht mehr zurückhalten. Torben kam in ihr Zimmer gestürmt und blieb verdattert in der Tür stehen.
 
Er nahm sie in den Arm ohne zu wissen was los war. Er fragt auch nicht und für genau diesen Wesenszug liebte Marie ihn. Er streichelte ihr über den Kopf, küsste sie ins Haar und drückte sie fest an sich. Als Marie sich nach ein paar Minuten beruhigt hatte, drehte er ihren Kopf zu sich, küsste sie sanft auf den Mund und schaute ihr in die Augen. „Ist es wieder gut?“ „Ein bisschen vielleicht …“ „Magst du mir sagen, was los ist?“ In dem Moment fiel Marie auf, wie kindisch das Ganze doch war. Sich von irgendwelchen gephotoshopten Supermodels aus Hochglanzmagazinen so runterziehen zu lassen. Dennoch wollte die Unzufriedenheit über ihr eigenes Erscheinungsbild nicht abklingen. Sie wollte Torben nicht erzählen, dass es wieder einmal um ihr Aussehen ging. Doch noch bevor sie sich eine Notlüge überlegen konnte, hatte Torben schon Eins und Eins zusammen gezählt: Die zerstreuten Magazine auf dem Boden, geprägt von Headlines wie „In 7 Tagen zur Traumfigur“ oder „14 Schlankmacher im Alltag“. Dazu die gertenschlanken Models der Printkampagnen. „Das kann nicht dein Ernst sein. Deswegen machst du dich selber so fertig?“ „Ich kann doch auch nichts dafür. Ich fühle mich einfach nicht wohl, so wie ich jetzt bin.“ „Dann ändere was. Du hast es selber in der Hand. Für mich bist du perfekt, aber wenn du der Meinung bist du müsstest etwas tun, dann werde ich dich dabei unterstützen.“
 
An diesem Abend verkroch sich Marie relativ früh in ihr Bett. Auch im TV sah sie nur diese makellosen Models und das machte sie traurig. Also lag sie jetzt mit zermürbtem Blick in ihrer Decke versteckt im Bett, starrte an die Wand und dachte nach. Sie dachte an die Teenagermädchen, deren Körper allesamt besser waren als Maries. Sie dachte an alle die eine makellose Haut hatten und perfekte Haare. Sie dachte an alles, was ihr in ihren Augen fehlte. Doch dann dachte sie auch daran, was man sonst zuhören bekommt. Man soll sich und seinen Körper lieben lernen und das die inneren Werte zählen. Maries Gedanken drehten sich im Kreis, weswegen sie nicht einschlafen konnte, sondern einfach nur dalag und die Wand mit Tränen in den Augen anstarrte. Als Torben ins Zimmer kam küsste er Marie, die ihre Augen geschlossen hatte, weil sie keine Lust auf weitere Diskussionen hatte, mit den Worten: „Für mich bist du perfekt.“ Marie konnte danach endlich einschlafen. Es waren irgendwie befreiende Worte. In dieser Nacht träumte sie, wie sie vor einem Wirbelsturm so schnell wie sie kann wegrennt. Aber trotzdem droht sie vom kreisenden Sturm verschlungen zu werden.
 
Ihr wurde schwindelig, als sie von den Windmassen mitgerissen wurde. „Hilfe“, wollte sie rufen, doch ihre Worte verloren sich im Sturm. Unsanft landete sie auf dem Boden und als sie sich endlich wieder gesammelt hatte, sah sie in das wunderschöne Gesicht ihres Freundes. Doch die Schönheit, welche sie in Erinnerung hatte, war nicht mehr zu sehen. Seine Augen starrten sie kalt an, jeglicher Glanz war aus ihnen gewichen. „Soll ich dir auf helfen?“, fragte er und als sie ihm seine Hand reichen wollte, schüttelte er mit seinem Kopf. „Nicht deine widerliche Hand mit den hässlichen Wurstfingern.“ Er lachte und kaum das er ihre Finger umschlossen und sie einige Zentimeter nach oben gezogen hatte, lies er sie auch schon wieder los, sodass sie unsanft zurück auf die Erde fiel. „Schau dich an, wie eklig sich dein Bauch wölbt. Fettschicht für Fettschicht. Dein fahles Gesicht mit den vielen Sommersprossen, die man kaum von den Pickeln unterscheiden kann. Was will ich eigentlich mit dir?“ Er verzog seine Miene zu einer grässlichen Fratze, die sie erschaudern ließ. Marie wurde der Boden unter den Füßen weg gerissen. Wenn ihr Torben sie nicht einmal mehr liebte, war sie es dann überhaupt noch wert, zu leben? Niemand kümmerte sich um sie. Schallendes Gelächter der Verachtung hallte in ihren Ohren wieder, während ihr Tränen in die Augen stieg. Ein Stich in ihrem geschundenen Herz und sie erwachte mit einem Schluchzen, vollkommen schweißgebadet.
 
Marie atmet tief ein und aus, sie setzt sich auf ihr Bett und probiert sich immer wieder einzureden: ,,Alles nur ein Traum, alles ist okay!“ Sie legte sich langsam wieder hin. Immer wieder kam der Traum zurück, um sie daran zu erinnern, doch Marie probierte an etwas anderes zu denken. Zum Einschlafen war sie viel zu aufgeregt, deswegen blieb sie die ganze Nacht wach. Das ständige hin und her wälzen und das laute Ticken ihres kleinen Weckers machte die Nacht unglaublich lang. Sehr früh am Morgen klingelte Torbens Wecker. An diesem Tag musste er zeitiger los als normalerweise, da er eine Weiterbildung in Berlin hat. Doch Marie kuschelte sich in ihre Decke und tut so als hätte sie davon nichts gehört. Eine halbe Stunde später verließ Torben die Wohnung und Marie warf ein Blick auf ihren verstaubten Wecker. Die leuchtenden Grünen Zeichen zeigten 5:34 an. Weiterschlafen konnte sie so wie so nicht, deswegen entschied sie sich ins Wohnzimmer zu gehen. Sie schmiss sich auf ihr Sofa, nahm die Fernbedienung und schaltete den Fernseher an. Das leuchtende Licht des Fernsehers blendet in ihren Augen, doch als sie sich daran gewöhnt hat, suchte sie nach dem Morgenmagazin. Die Moderatoren berichteten von einem Zugunglück, einem verschwundenen Kind und einem Einbruch. ,,Da fängt der Tag ja schon super an!“ sprach Marie leise zu sich selbst. Danach wurde ein Special Guest moderiert: Cara Delevigne. Marie richtete sich auf und lies sich den Namen noch einmal auf ihrer Zunge zergehen. Sie rannte zur Balkontür und zog ihre langen Gardinen auf, sodass Sonnenstrahlen in das Wohnzimmer hinein kamen. Sie sprach wieder mit sich selbst und sagte ,,Es kann nicht wahr sein! Wird mich dieses Thema jetzt immer verfolgen? Was soll ich tun?“. Kurzer Hand ging sie in die Küche um ihre täglichen Frosties zu essen. Sie nahm sich ihre Lieblingsschüssel, füllte ihre Frosties hinein und goss reichlich Milch drauf. Sie nahm ihren Löffel und setzte sich an ihren Tisch. Marie hörte für kurze Zeit auf nachzudenken, isst ihre Cornflakes und schlürft genüsslich ihre Milch. Plötzlich kam ihr in den Sinn wie viel Kalorien es doch hat. Sie griff zur Verpackung an schaute in der Tabelle nach. ,,Aha, viel zu viel. Vielleicht ist es besser heute einmal nichts zu frühstücken. Ich habe heute eh nicht so lange Uni, das ist okay!“ Sie ging zurück ins Schlafzimmer und legte ihre Klamotten für den Tag heraus.
 
Nachdem Marie mit ihrer morgendlichen Routine fertig war, verließ sie hochmotiviert das Haus. Auf dem Weg zur Uni drehte sie in ihrem Auto die Musik voll auf und sang Lean On von Major Lazer laut mit. Doch plötzlich drängten sich wieder diese Gedanken in Maries Kopf. „Alles was wir brauchen ist jemanden auf den wir uns verlassen“, dachte sie sich. Sie hatte Torben, das hat er ihr bestimmt Tausend Mal versichert, aber Marie hatte da nach wie vor Zweifel. Auch wenn Torben behauptete, dass er sie so liebt wie sie ist, war es immer noch sie selbst, die sich total unwohl in ihrem Körper fühlte. Mit diesen Gedanken erreichte sie die Uni und machte sich auf dem Weg zur ersten Vorlesung. „Zum Glück habe ich heute nur zwei Vorlesungen“, dachte sich Marie, als sie sich auf einen Platz im Hörsaal sinken ließ. Der Vortrag begann und Marie konnte für einen Moment ihre Probleme vergessen. In der Pause zwischen den Vorlesungen, rächte sich dann allerdings das ausgefallene Frühstück. Maries Konzentration ging gegen Null und ihr Magen machte sich durch laute Bauchgeräusche bemerkbar. Sie wollte stark bleiben und ihren Plan weniger zu Essen durchziehen, doch kurz vor dem Beginn der zweiten Vorlesung steuerte sie den Automaten mit den Schokoriegeln an. Sie dachte sich, dass ein Riegel schon nicht so schlimm sein wird und wie immer suchte sie nach Ausreden, um ihren Ausrutscher zu rechtfertigen. „In Schokolade ist Zucker und Zucker fördert die Konzentration“, sagte sie sich immer wieder, als die Vorlesung begann. Nach der Hälfte des Riegels meldete sich jedoch Maries schlechtes Gewissen. Weg war die gute Laune und vor ihren Augen sah sie wieder die super schlanken Beine von Cara Delevigne. Gnadenlos strömten die schlechten Gedanken in Maries Kopf und ihr ganzer Körper fing an zu beben. Sie hielt es keinen Moment länger im Hörsaal aus. Mit unterdrückten Tränen rannte sie zu den Toiletten und ließ ihnen dort freien Lauf. Ihr war klar, dass nun ein für alle Mal der Moment gekommen ist etwas zu ändern, damit sie sich endlich wohlfühlen kann.
 
Nachdem sich Marie wieder etwas beruhigt und gesammelt hatte überlegte sie, ob sie zurück in die Vorlesung gehen sollte. Doch sie entschied sich dagegen. Sie verließ ihre Toilettenkabine und ging am Spiegel vorbei. Sie warf einen prüfenden Blick hinein. Und schon kamen ihre Gedanken zurück. „Man habe ich rote, verheulte Augen. Jetzt sehe ich noch schlimmer aus als vorher.“ Doch dieses Mal hörte sie nicht auf ihre innere, böse Stimme. Sie nahm ihre Tasche und ging. Zuhause angekommen setzte sie sich an ihren Laptop und klickte sich durch ihre Lieblingsblogs. Auch hier sah sie wieder erfolgreiche, gutaussehende Frauen, die scheinbar ein perfektes Leben hatte. Freund und Familie, tolle Reisen und ein perfektes Aussehen. Und dann stieß sie auf einen neuen Blog. Sie sah eine mollige Frau, die auf den Outfitbildern strahlte und einfach glücklich aussah. „Wow, wie mutig von ihr. Wenn sie in ihrem Körper, der keinen Modelmaßen entspricht, glücklich ist. „Warum kann ich es nicht sein?“ Marie stöberte durch weitere Blogs und entdeckte eine ganz andere Welt. Eine Welt voller „normaler“ Mädchen, die ihre Leidenschaft für Mode und Kosmetik auf ihrem Blog auslebten. Ganz unbearbeitet und echt. Ihre Laune stieg von Blog zu Blog und sie merkte, dass sie den Modemagazinen mit ihren perfekten Models viel zu viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte, anstatt sich mit dem echten Leben zu beschäftigen. Sie sah sich im Spiegel an und stellte zum ersten Mal fest, dass sie doch gar nicht so übel aussah wie sie immer dachte. „Ich mag meine Augenfarbe, und meinen Mund. Der ist so schön voll und sieht mit Lippenstift noch besser aus.“ Und ihr wurde bewusst, dass sie erst sich selbst lieben musste, bevor es die anderen konnten.
 
Jetzt erst wurde ihr bewusst wie glücklich sie darüber sein kann, dass Torben ihr Freund ist. Das er derjenige ist der immer zu ihr steht, hinter ihr steht und einfach immer für sie da ist, wenn sie wieder einen ihrer Selbstzweifel bekam. Ohne ihn hätte sie sich wahrscheinlich schon lange durch die verschiedensten Diäten gehungert. Hätte versucht möglichst so auszusehen wie die in ihren Augen perfekten superschlanken Covergirls. Sie hätte bestimmt alles dafür getan ohne zu merken wie ungesund und schrecklich das alles ist. Als Marie in den Spiegel gegenüber von ihr blickte, fiel ihr erst auf, dass ihr die Tränen nur so die Wangen runter liefen. Sind das Tränen der Trauer? der Wut? Oder doch der Erleichterung? Sie wusste es nicht. Vielleicht ein bisschen von allem. Schon erschreckend was Blogs, Zeitschriften und auch das Fernsehen mit einem Menschen anrichten konnte.
 
Sie durchforstet wieder sämtliche Blogs, als sie plötzlich ihren Augen nicht traut. Sie bleibt bei einem Blog stehen. Sie sieht das Foto einer Bloggerin und das Gesicht kommt ihr so bekannt vor. Sie sieht auf den Namen des Blogs, Lili.in.love. „Das ist doch Lili, meine frühere beste Freundin aus alten Schultagen. Ja, Lili. Sie hatte es früher auch nicht einfach. Sie war sehr übergewichtig und sie wurde immer ganz schlimm gehänselt. Ich weiß noch wie ihr von einigen Mitschülern gesagt wurde, dass sie nur eine Misswahl gewinnen würde, nämlich die Misswahl zur Miss-Raten oder auch die Wahl zur Miss-lungen. Das fand ich damals schon sehr gemein. Aber Lili war das immer egal. Sie war immer glücklich und jetzt wo ich ihr Foto sehe, sehe ich auch wieder eine glückliche junge Frau. Warum war sie damals immer glücklich?“ Ich sieht ihre E-Mail Adresse und zögert keine Sekunde ihr eine Mail zu schicken. Sie hofft, dass es nicht lange dauert bis Lili zurückschreibt, denn auch schon damals tat ihre Freundschaft gut. Plötzlich hört sieden Haustürschlüssel und Torben kommt herein. Voller Freude erzählt Marie ihm von Lili als er sie zur Begrüßung auf die Wange küsst.
 
„Na, das ist aber ein Zufall, nicht?“. Torben ist sichtlich erfreut, dass es Marie gut geht und sie sich über was freuen kann. „Frag Lili doch mal, ob ihr euch vielleicht treffen wollt, ich denke, das würde dich wieder auf bessere Gedanken bringen und es wird bestimmt ein netter Nachmittag“, sagt er. Marie ist gleich einverstanden. Ihr gefällt die Vorstellung, sich mit ihrer positiv wirkenden alten Freundin auszutauschen. Also schickt sie gleich eine Mail mit dem Angebot zusammen ein Eis essen zu gehen hinterher. Es dauert nicht lange, da meldet sich Lili und bestätigt das Treffen. Marie gehen nun einige Gedanken durch den Kopf: Was wenn Lili mich hässlich findet? Was wenn ich sie nerve oder wir einfach nicht wissen über was wir reden sollen?“ Am nächsten Tag ist es so weit. Marie sitzt mit schnell pochendem Herz im Eiscafe Vanezia. Bald ist es drei Uhr, bald kommt Lili. Als sie Lili erblickt ist Marie schwer beeindruckt. „Sie hat vielleicht eine hammer Figur! Nicht so wie Cara Delevingne, sondern viel kurviger. Sie hat keine thigh gap, aber ihre Beine sind nicht dick, sondern schön geformt. Auch ihre Oberweite ist einfach wunderschön. Von so einem Körper kann man nur träumen. Oder hat sie vielleicht garkeinen so perfekten Körper? Marie sieht an sich selbst herunter und denkt nach. Ja, meine Beine sind ungefähr genauso. Und auch mit ihrem restlichen Körper kann ich mich gut identifizieren. Warum wirkt sie aber dennoch so perfekt und sexy? „Hallo“, ruft Lili schon von weitem. Ihre lockigen braunen Haare, die sie früher so gehasst hatte, wehen im Wind und sie wirkt so positiv und freundlich. Marie ist überwältigt von Lilis Aura. Als sich die beiden ein Eis bestellen, entscheidet sich Marie für eine Kugel Zitroneneis, denn das soll wenige Kalorien haben. Lili hingegen bestellt sich 2 Kugeln Nutella in der Waffel. „Magst du denn nicht mehr?“, fragt Lili. Marie ist sich plötzlich unsicher. Klar hätte sie auch gerne das Nutellaeis gewählt, welches sie früher schon so liebte, aber das hatte einfach viel zu viel Fett. „Naja, ich muss etwas auf meine Figur aufpassen“, beteuert Marie. „Ach, du nicht auch noch Marie, das ist doch alles nur Panikmache. Diese ganzen Magermodels! Glaubst du denn, die sind glücklich, wenn sie nie das Eis nehmen dürfen, das ihnen am besten schmeckt? Das ist doch kein Leben! Man lebt schließlich nur einmal und das soll man in vollen Zügen genießen und mit sich zufrieden sein, das ist meine Meinung“. Lili lacht laut auf und strahlt Marie mit ihrem unnormalen Selbstbewusstsein an.
 
Marie beneidet Lili in diesem Augenblick. Was ist ihr Geheimnis? Warum wirkt sie so glücklich? Marie will es genau wissen und nimmt all ihren Mut zusammen. Aus Marie brach es heraus: „Sag mal Lili, warum bist du so glücklich und so perfekt?“ Lili schaut Marie verdutzt an. „Wie meinst du das, Marie? Ich bin doch nicht perfekt.“ „Doch“, sprudelte es aus Marie nur so heraus, „du bist perfekt, zumindest wirkst du so und du hast eine so tolle Ausstrahlung. Ich hingegen fühle mich überhaupt nicht perfekt und schon gar nicht sexy. Wie machst du das nur?“ Maries Stimme zittert und überschlägt sich fast beim Sprechen. Sie möchte doch auch nur glücklich sein. Daraufhin sagte Lili nur einen Satz, der Marie im Gedächtnis bleiben soll: „Du kannst das auch.“ Marie schaut ungläubig zu Lili und versteht nicht, was Lili ihr denn damit sagen will. „Wie soll das denn gehen?“, fragt sich Marie. Lili schaut Marie mit ihren wunderschönen Augen an und sagt zu Marie „Lass uns hinsetzen und ein bisschen reden. Vielleicht kann ich dir ja ein bisschen helfen. Marie fühlt sich einfach wohl in Lilis Gesellschaft, also lässt sie sich darauf ein und ist gespannt, was Lili ihr zu sagen hat.
 
„Also..was ist dein Geheimnis?“, fragt Marie neugierig. „Wie du weißt war ich früher etwas dicker. Ich wurde deshalb auch immer von den anderen gehänselt und hatte kaum Freunde. Das führte dazu das ich sehr wenig Selbstbewusstsein hatte und jeden Tag traurig war. Aus Frust habe ich immer wieder Süßigkeiten gegessen, was natürlich nicht gut für meinen Körper war. Als wir dann umgezogen sind wollte ich mein Leben verändern. Ich wollte nicht mehr die dicke und fette Lili sein. Ich habe mir vorgenommen, mich gesünder zu ernähren und mehr Sport zu betreiben. Tja, leider ging das nicht so einfach als gedacht. In den ersten Wochen habe ich ein paar Kilos abgenommen. Doch dann waren diese Hungerattacken wieder da und die Kilos waren wieder drauf. Ich war ziemlich verzweifelt. Deshalb habe ich mich im Internet ein bisschen erkundigt wie man am besten abnimmt und bin dann auf eine Seite gestoßen.“, erzählt Lili. „Und was für eine Seite?“, fragt Marie. Lili schaut ihr tief in die Augen und sagte: „Versprich mir das du es keiner Menschenseele weitererzählst.“
 
Marie stutzte. “Welches dunkle Geheimnis wird jetzt gelüftet? Bulimie? Hatte Lili so einige Kilos verloren? Oder sogar eine OP?“ dachte Marie. Sie blickte an Lili hinauf, bis ihr Blick an ihrem Gesicht hängen blieb. Sie strahlte Marie an. “Konnte Bulimie oder eine OP einen Menschen so glücklich und strahlen lassen?“ war ihr nächster Gedanke, nachdem sie Lili einen weiteren Moment musterte. „Klar, erzähl es mir!“, forderte Marie sie schließlich auf. Lili lächelte sie fröhlich an. „Also, da war diese Webseite und… Das ist mir irgendwie total peinlich… Eigentlich ging es nur um Motivation. Motivation so zu sein, wie man ist, wie man sich selbst liebt und sich nicht schlechter macht als man ist, peinlich oder?“ Lili lächelte Marie an. „Also, ist dein Geheimnis Motivation?“, fragte Marie skeptisch. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass irgendwelche ‚Selbsthilfewebseiten‘ einen wirklich motivieren konnten, geschweige denn so einen enormen Einfluss auf einen Menschen nehmen könnten. Erneut blickte sie an Lili hinab und wieder herauf. Lili lächelte immer noch und wirkte glücklich. Mit sich selbst zufrieden.
 
Marie beugte sich zu Lili rüber und frage sie „Kannst du mir den Namen dieser Website geben?“ Lili gab ihn ihr und hatte noch einen anderen Tipp: „Du kennst doch noch sicherlich das Model Mirranda Kerr, oder? Die hat ein soooo tolles Buch geschrieben, dass mir geholfen hat. Es heißt „So kommst du mit dem Leben klar“ und es geht darum, wie man sich selbst wert schätzt und sich lieben lernt. Das kann ich dir auch empfehlen“. Marie war dankbar, gleich zwei Tipps bekommen zu haben und war nun voll motiviert an sich zu arbeiten. Sie wollte kein Hungerhaken haben, aber ein paar Kilo können schon runter. Der Gedanke brachte sie zum Lächeln. Die Zeit mit Lili verging wie im Flug und da Marie an der Buchhandlung vorbei kam, beschloss sie nach dem Buch zu schauen. Es dauerte eine Weile bis sie es fand. Ihr Blick schweifte in der riesigen Bibliothek umher und sie entdeckte einen großen Bereich: „Ratgeber für Lebensführung“ Und sie schaute sich die vielen Bücher an. „So viele Bücher? Dann bin ich wohl nicht die einzige, die gerade unzufrieden ist“, sagte sich halblaut zu sich und drückte dabei Miranda Kerrs Buch an ihre Brust. Dann schüttelte sie den Kopf und sagte zu sich „Das Buch wird jetzt erstmal reichen. Ich glaube, ich möchte mich nochmal mit Lili treffen, das hat mir gut getan“. Abends kam Marie nach Hause und Torben wartete schon auf sie. Er bemerkte eine Veränderung an Marie, sprach es aber nicht an. „Wie war deine Treffen mit Lili“ fragte er und umarmte Marie. Diese lächelte ihn an. „Sehr aufschlussreich.“, sagte sie und streichelte ihm über die Wange. Sie ging an den PC, schaute sich nochmal die vielen Blogs an und überlegte vielleicht auch einen Blog zu starten. Sie schaute sich auf den Webseiten nach Tipps um und überlegte fieberhaft nach einem Namen für ihren Blog.
 
Marie entschied sich schlussendlich für den Namen „justsmilewithme“. In den nächsten Wochen las sie jeden Abend ein Kapitel des neuen Buches und fing an Posts für ihre Leser zu verfassen. Sie hatte erst 17 Leser, aber es wurden immer mehr. Und zwar Mädchen, die das gleiche Problem hatten wie sie. Sie waren unzufrieden mit sich selbst und suchten nach Hilfe im Internet. Maries Blog wurde immer öfter besucht. Durch den Blog, wo sie ihre Gedanken aufschrieb, und das Buch, worin sie nur so versank, wurde sie immer selbstbewusster und akzeptierte ihren Körper so wie er ist. Marie bekam E-Mails von jungen Mädchen, die sie nach Hilfe baten. Sie wollten so glücklich sein wie Marie. Und so begann sie, jedem Mädchen zu schreiben, das sie schön sind und mehr können, als sie denken. Ihre Mails halfen sehr vielen Jugendlichen und sogar jungen Erwachsenen. Das machte sie überglücklich! Torben, der sie dabei unterstützte, war total erleichtert das Marie nun endlich etwas gefunden hatte, was sie glücklich macht.So vergingen die Monate. Marie ging voll in ihrem Blog auf. Sie schrieb Beitrag um Beitrag und es erfüllte sie mit großer Freude und Stolz anderen Menschen in ähnlichen Situationen Hilfe anbieten zu können. Ihre Selbstsicherheit und Ihr Mut wuchsen dabei immer mehr. So konnte es weiter gehen. Sie war sich sicher, es jetzt endlich geschafft zu haben.
 
Torben nahm die Veränderungen an Marie freudig und erleichtert wahr. Nun musste er sich keine Sorgen mehr um sie machen und konnte das Zusammensein mit ihr genießen. Auch wenn er ihre Begeisterung über das Bloggen nicht so ganz teilen konnte. Schreiben war nicht so seine Welt. Er war eher der Praktiker, der gut in praktischer Unterstützung und im Mut machen war. Ausführliche Gespräche oder gar lange Texte waren nicht so sein Ding. Trotzdem war die Welt um Marie und Torben nun wieder in Ordnung. Bis sich eine Veränderung einstellte, die zunächst sehr langsam und kaum bemerkbar begann. Hinterher konnte Marie nicht sagen, wann, wo, oder wie alles angefangen hatte. Vielleicht, weil sie plötzlich auf Blogs stieß, die das gleiche Thema wie sie behandelten und wesentlich mehr Follower hatten oder weil sie immer öfter auf Schlagzeilen laß wie: „300 E-Mail Abonnenten in 30 Tagen“ usw. Vielleicht hatte sie auch einfach nur so angefangen Zahlen zu vergleichen. Plötzlich aber hatte sie den Eindruck, dass ihr Blog nicht mehr wuchs. Die Besucherzahlen gingen zurück, es gab kaum noch Kommentare und sie bekam auch keine Mails mehr mit Hilfefragen. Ihr Blog wurde plötzlich weniger gelesen. Als Marie das so richtig klar wurde, verfiel sie in regelrechte Panik. Sie unternahm ALLES, um wieder mehr Besucher auf ihren Blog zu bekommen. Sie schrieb mehr Beiträge, auch welche mit deren Inhalt sie gar nicht so zufrieden war. Sie machte unzählige E-Mail- oder Videokurse, die ein schnelles Wachstum eines Blogs versprachen. Ständig kontrollierte sie ihre Statistiken, um zu sehen wie viele Besucher sie diesmal gewonnen hatte. Der Erfolg war mäßig und so investierte sie noch mehr Zeit und auch Geld, um den Blog weiter bekannt zu machen. Jede freie Minute verbrachte sie am PC, ging direkt nach der Uni wieder daran und machte auch oft die Nacht durch, getrieben von der Angst, den einen wichtigen Tipp für den Durchbruch ihres Blogs übersehen oder verpassen zu können. Sie „wachte“ erst auf, als sie eines Tages von der Uni nach Hause kam und merkte, dass etwas geschehen war. Etwas sehr gravierendes. Zuerst war es nur so ein dumpfes Gefühl beim Betreten der Wohnung. Aber als sie ins Schlafzimmer kam, wurde es schnell Gewissheit: Torben hatte sie verlassen.
 
Beide Türen des Kleiderschranks waren geöffnet und die rechte Seite des Schrankes war leer. Dort, wo sonst Torbens Hosen lagen, war jetzt nur noch Staub. Auch der dicke Teddy, den er von seiner Oma bekommen hatte, lag nicht mehr auf seinem Nachtschrank. Die nächsten Tage verbrachte Marie nur in ihrem Schlafzimmer. Sie dachte sehr viel über die letzten Wochen nach. War sie Torben zu unperfekt gewesen? Je mehr sie sich über diese Frage den Kopf zerbrach, desto schlechter fühlte sie sich. Vor lauter Kummer und Trauer aß Marie immer weniger. Ihr Gewicht sank immer mehr und sie war sehr geschwächt. Nach einer Woche erreichte Marie eine E-Mail von Lili. Sie wollte sich unbedingt wieder mit ihr treffen. Marie zögerte sehr lange mit der Antwort bis sie sich dann doch für ein Treffen mit Lili in der Eisdiele entschied. Am Tag darauf war es dann auch schon so weit. Es war der erste Tag seit einer Woche, an welchen Marie sich wieder gründlich wusch und ihre Haare frisierte. Das alles war ihr in den letzten Tagen völlig egal gewesen. Als sie sich aber in den Spiegel sah, war sie sehr geschockt. Denn es war ihr überhaupt nicht aufgefallen wie viele Kilos sie in den letzten Tagen verloren hatte. Marie starrte auf den Spiegel. War das sie? Sie hatte ihre schlanken Freundinnen doch immer so sexy gefunden. Das konnte sie aber an sich selbst nicht bestätigen. Sie kramte ihr Handy aus der Tasche und schaute sich ein Foto von sich selbst an, das Lili bei ihrem letzten Treffen gemacht hatte. Auf dem Foto strahlte Marie in die Kamera. Sie fand sich auf diesem Foto um einiges schöner als jetzt. Was fehlte ihr? Marie schloss die Tür hinter sich und machte sich auf den Weg zur Eisdiele.
 
Diesmal war es Lili, die schon ganz freudig wartete. Als sie Marie erblickte war sie etwas schockiert. Was war aus der netten, strahlenden jungen Frau geworden? „Hallo, meine Liebe. Ist etwas? Geht es dir nicht gut?“ Da brach es aus Marie heraus. Sie weinte aus tiefsten Herzen und es schien als höre sich gar nicht mehr auf. Lili nahm sie in den Arm. Sagte nichts, hielt Marie nur fest, um ihr Halt zu geben. Irgendwann begann Marie sich zu beruhigen. Beide setzten sich und Marie fing an zu erzählen. Davon, dass sie stets die Beste sein wolle und nun gar nichts mehr hatte. Warum konnte sie sich nicht auch einfach mal mit dem zufrieden geben was sie hatte? Wieso strebte sie so sehr nach Perfektionismus? Die viel wichtigere Frage jedoch war: Wieso sah sie nur bei anderen das Perfekte. Wieso sah sie nicht, dass auch bei ihr längst alles perfekt gewesen war? Sie studierte, hatte eine schöne Wohnung, die sie mit ihrem wundervollen Freund bewohnte. Ja, er hatte sogar richtig gut ausgesehen. Und nun? Der Freund wurde zu einem Ex-Freund. Die letzten Tage war sie zwar dünner geworden. Das was sie doch so lange angestrebt hatte. Aber fühlte sie sich jetzt auch schöner? War sie schöner als zuvor? Nein, sie fühlte sich Elend. „Beruhige dich erst mal. Und sei nicht immer so streng mit dir!“, riss Lili sie aus ihren Gedanken. „Wir finden gemeinsam eine Lösung. Ich bin für dich da.“
 
Zusammen machten sie sich auf den Weg zu Marie’s Wohnung. Auf dem Weg dorthin schwiegen sie beide und ließen die Stille zwischen ihnen laufen. Was aber nicht schlimm war, nein es war sogar gut, in diesem Moment und Augenblick nachdem alles aus Marie heraus kam mussten es beide erstmal verarbeiten. Erst als sie bei ihr daheim ankamen begann Lili wieder mit dem Gespräch. „Sag mir was du wirklich willst, jetzt im Moment, das einzige wonach du dich gerade sehnst “ Marie überlegte. Sie wollte immer nur perfekt sein. Sich perfekt fühlen. „Ich will wieder dass alles so unperfekt wie früher wird“ antwortete sie und war selbst erstaunt über diese Einsicht. Sie redeten noch lange darüber und erst am Abend verabschiedete sich Lili. Maries Gedanken weichen immer wieder zu Torben ab. Nach langer Überlegung beschloss sie ihm eine Textnachricht zu schreiben. „Ich bin und will nicht mehr der Mensch der ich einmal war. Aber der zu dem ich jetzt geworden bin möchte ich auch nicht sein. Wir müssen reden.“ schrieb sie und schickte es ab. Zum Glück kam nach nur wenigen Minuten eine Antwort von ihm darauf. “ Morgen, 15:00 Uhr in unserem Cafe an der Ecke“ stand darin. Zugleich freute sie sich und hatte auch Angst. Was wenn er ihr sagt, dass er sie nicht mehr liebt? Oder wenn er schon längst eine andere hätte Was will sie ihm den überhaupt sagen? Und jetzt kam zu der Angst noch Aufregung dazu. Ihre ganze Beziehung hängt von diesem Treffen ab. In dieser Nacht konnte sie nicht gut schlafen. Sie musste die ganze Zeit an das Treffen denken. Wie wird er wohl reagieren wenn er sie wieder sieht?
 
Um Punkt 15:00 Uhr stehen sie vor ihrem Cafè, blicken sich erst mal gefühlte Stunden an uns setzten sich draußen an die Veranda. „Was soll ich dir holen Marie?“, war das Erste was Torben fragte. „Eine Schokoladentorte mit einem Kakao bitte.“, sagte Marie selbstbewusst. Sie wollte vor Torben wieder stark wirken, was ihr scheinbar gelang. Seit langen sieht sie endlich wieder ein Lächeln, auch wenn es nur ein kruzes war, von ihm. Als Torben wieder mit 2 großen Schokoladentorten und Kakaos zurück kam, aßen sie erst mal und schwiegen. Mit jeder vergangenen Minute verging Marie der Appetit und dann stocherte in der Torte herum. Torben sieht sie finters an und murmelte traurig: „Du wolltest mit mir reden.“ Für Marie war es wie ein Schlag ins Gesicht und brach in Tränen aus. Auch seine Augen füllten sich mit Tränen, aber statt Marie zu trösten, sagte er, er müsse kurz auf die Toilette. Als er wieder kam, hatte sich Marie wieder beruhig und sagte: „Du rennst immer vor Problemen weg! Ich stelle mich wenigstes meinen Problemen. Das solltest du auch machen.“ Torben sah sie enttäuscht an, legte das Geld auf dem Tisch uns ging zur Tür. Für Marie war in diesem Moment klar: Er wird sie für immer verlassen. Aber er drehte sich an der Tür zu Marie um, reichte ihr die Hand und sagte: „Komm. Lass uns an der frischen Luft spazieren gehen.“
 
Dann runzelte er plötzlich seine Stirn, von einer zur anderen Sekunde wechselte er schlagartig seinen Gesichtsausdruck. Er überlegte. Dieses Stirn runzeln tat er immer wenn er keine Antwort auf etwas wusste. „T-Torben?“, flüsterte Marie etwas ängstlich. „Ich weiß nicht wie ich es dir erklären soll“, er strich sich mit seiner Hand durch die Haare und zog ein gequältes Gesicht.  „Du…Du warst in den letzten Wochen so beschäftigt und…ich habe in der Zeit irgendwie zufällig jemanden neuen kennengelernt…“, Marie brachte nichts mehr als ein verzweifeltes Schluchzen heraus. „I-Ich hab´ sie nur geküsst, ehrlich, mehr war da nicht…Irgendwie hab ich mich einfach hinreißen las-“ „Wann.“, unterbrach sie ihn. „Vorgestern, deswegen bin ich auch so schnell geflüchtet. Irgendwie ist mir alles zu Kopf gestiegen, du hast dich nur um deinen Blog gekümmert und ich hab dich betrogen.Ich konnte dir einfach nicht in die Augen sehen, Ach, Verdammt, ich hab so Schuldgefühle…M-Marie es tut schrecklich mir leid“ – „Nein, entschuldige dich nicht. Es ist meine Schuld. Alles! Alles ist meine Schuld. Ich ka…“, plötzlich überkam es ihr. Sie weinte in Strömen und konnte nicht mehr aufhören. „Sag das nicht, du hast an nichts Schuld!“, flüsterte er in mein Ohr, als sie sich an seiner Schulter ausweinte. Marie stieß leicht von ihm weg und drehte sich weg, damit er sich nicht ihr verquirltes Gesicht ansehen musste. „Ist doch klar das du mich früher oder später betrügen wirst“, sagte sie wütend auf sich und auch auf ihn, „Dann sag mir wenigstens wer es war!“. Er runzelte erneut die Stirn und schüttelte schnell den Kopf, „Nein, das kann ich nicht…“ – „Und warum?“, sagte sie deutlich genervt. „Weil es jemand ist denn du kennst und es wird dir nicht gefallen wird.“ Meine Augen weiteten sich und ich hielt gespannt den Atem an.
 
Aber er schwieg und plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie es eigentlich auch nicht wissen will.
In ihrem Kopf drehten sich ihre Gedanken, nein sie verdrehten sich, nein sie ordneten sich!
„Du musst es mir nicht sagen“ ,hörte sie sich sagen, „Weil es mir nicht wichtig ist. Ich weiß jetzt wo mein Fehler war“. Sie drehte sich um und ging auf schnellstem Wege nach Hause. Marie ließ Torben stehen und er versuchte sie auch nicht aufzuhalten. Jetzt weiß sie was ihr Fehler war.  Sie suchte nach etwas, nach etwas Bestimmten – nach Anerkennung. Erst dieses Erlebnis hat ihr die Augen geöffnet, das die Suche nach Anerkennung ihr Leben bestimmt hat. Marie fühlte sich wie eine Blume, die nach Sonnenstrahlen lechzt um zu überleben. Aber plötzlich fühle sie sich wie die Sonne, die Wärme spendet, voller Energie und Kraft. Jetzt muss sie niemanden mehr hinterherlaufen um sich besser zu fühlen. Sie muss nicht mehr hungern nach Anerkennung. Ihr Selbstbewusstsein ist wieder da! Marie ist wieder da! Ein neues Leben, ein neues Gefühl und sie will ihre Gedanken und ihre Geschichte aufschreiben. Sie schreibt die ganze Nacht auf ihrem Blog – Die Geschichte von Marie. Einige Zeit später: Die Geschichte von Marie wurde ein riesen Erfolg, weil ihre Geschichte einfach nur zeigt, das manchmal auch ein Schicksalsschlag etwas positives bringen kann. Und das man niemals Aufgeben darf und immer an sich selber glauben muss. Wie Marie, eine wie du und ich.
 

Mitwirkung:
Sophie von Konfetti Katze
Bea von Pink Room
Marie von Bambina Marie

Selly von SellySecrets
Nena von N E N A
Julia von Lovely Talks
Toni von Beauty Toni
Vivien von La vie est belle
Melanie von Kameraüberwacht
Sanna-Marie von Geraffl
Laura von Lauraskreativecke
Yasmin von sweetpastellstrawberry
Marié von Harrryet
Shay loves
Jenny von haveagoodlook
Louisa von Lurabek
Livia von LIVIAS-LIFE-IS-STYLE-BLOG
Daniela von Be Pure Be You
Anja von inspirisiert.
 
Cover: Katharina von The New H
 
Startschuss und Fertigstellung:
18.Juli 2015 – 12.Oktober 2015

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7 comments

Linni 1. September 2017 - 18:09

Hallo Lisa,
da habt ihr wirklich ein tolles Projekt gestartet! Es ist eine tolle Geschichte mit einem ernsthaftem Hintergrund. Man merkt auch kaum, dass dies nicht alles eine Geschichte von dem gleichen Autor ist!
Sehr schön :)

Liebst Linni

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Melanie 2. September 2017 - 17:38

Endlich ist die Geschichte online. Ich erinnere mich noch sehr gut an sie und habe auch gleich die Passage entdeckt, die ich geschrieben habe. Vielen lieben Dank, dass du die Geschichte online gestellt hast. Sie ist wundervoll geworden und zeigt sehr gut, dass wir Blogger zusammen halten können :-*

viele liebe Grüße
Melanie / http://www.goldzeitblog.de

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Lisa 2. September 2017 - 18:52

Sie war schon einmal für ein Jahr auf meinem Blog online, ist aber nach meinem Blog Umzug leider untergegangen – sehr schade! Den wir alle haben uns ja sehr viel Mühe und Arbeit reingesteckt. Ich finde das Ergebnis ist wirklich super geworden. Ja, da hast du Recht! :* Wenn du willst darfst du die Geschichte natürlich auch teilen. <3

Liebe Grüße
Lisa

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Sassi 3. September 2017 - 11:15

Was für ein wundervolles und tolles Projekt. Ich bin absolut begeistert von der Geschichte um Lina und Torben. Ich finde es absolut cool, wie man die verschiedenen Schreibstile erkennen kann, die trotzdem irgendwie harmonieren :)
Hab einen wunderschönen Sonntag. <3
Liebste Grüße,
Sassi

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Junior-Bloggerin Livia 3. September 2017 - 14:22

Hey, ja es war echt toll damals mitzumachen. Ich hab das schon wieder voll vergessen deswegen ist es echt schön, dass du es wieder online gestellt hast. :)
lg Livia

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Lisa 3. September 2017 - 18:49

Hallo liebes,

es hat damals wirklich Spaß gemacht mit euch die Geschichte zu schreiben! Umso mehr freue ich mich sie nochmal online gestellt zu haben. :) Wenn du möchtest darfst du es natürlich auch teilen. <3

Liebe Grüße
Lisa

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Sanna-Marie 16. September 2017 - 15:00

Ich konnte mich tatsächlich noch erinnern:)
Das war echt eine gute Idee und die Geschichte ist nach wie vor noch sehr aktuell, was ein bisschen traurig ist.

Dennoch viele liebe Grüße, Sanna-Marie von geraffl.blogspot.de

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